Leuchtende Beispiele

Wenn der Zeiger des Thermometers jenseits der 27° Grad Grenze anschlägt, ist meine persönliche, offizielle Wohlfühltemperatur überschritten und ich suche mir vorrangig Schattenplätze. Die Werkstatt, insbesondere die im Keller, ist in diesem Fall der optimale Ort. Heute sind es deutlich über 30° Grad und somit werde ich den Keller nicht mehr freiwillig verlassen. Und hier gibt es ja auch so viel zu tun... von allen möglichen Arbeiten entscheide ich mich heute für die Lampen-Abteilung. Scheinwerfer, Nebelscheinwerfer und Rücklichter liegen schon seit ein paar Monaten sicher verpackt in ihren Kartons und wollen aufbereitet werden. Ich habe sie mir beim Ausbau gar nicht näher angesehen, deshalb lasse ich mich heute überraschen, was es im Detail zu tun gibt.

 

Ich fange mit den kleinsten Lampen, also den Nebelscheinwerfern an. Der Auseinanderbau ist denkbar einfach. Zwei Schrauben, die den verchromten Rahmen am Gehäuse festdrücken sind schnell entfernt. Etwas dubios: die Schrauben verlaufen durch Metallröhrchen, die scheinbar als Abstandshalter dienen sollen. Sie sind allerdings nicht einfach über die Schrauben geschoben sondern ziemlich fest, sodass ich sie nur mit viel Überredungskunst entfernen kann. Das muss aber sein, da ich den Chromrahmen aufpolieren möchte und die Schrauben dabei natürlich im Weg sind. Nachdem das geschafft ist, wird der Chromrahmen erst einmal ordentlich gesäubert und anschließend mit meinem bekannten Polier-Quartett (Schleifpasten weiß, blau, braun + Chrom-Polish) wieder auf Hochglanz gebracht. Super, sieht aus wie neu. Die Gläser bekommen eine ordentliche Spülung mit warmem Wasser. High End! Aber auch die sehen danach wieder gut aus, eine Behandlung mit Politur ist bei dem Glas nicht notwendig. Auch die Spiegel sind überraschend gut in Schuss. Lediglich etwas Dreck, aber neu badampfen lassen muss ich sie zum Glück nicht. Zum Schluss muss ich mich aber noch um das Gehäuse und die Halterung kümmern. Der Lack hat definitiv bessere Zeiten gesehen und so muss ich die Kühle des Kellers doch tatsächlich verlassen, um das Gehäuse zu strahlen und ihm anschließend eine neue Lackierung in schwarz glänzend zu spendieren.

 

Nach dieser Aufwärm-Übung geht es mit den Scheinwerfern weiter. Die Streuscheiben werden von vorne mit Metallklammern gehalten. Diese müssen also vorsichtig nach unten bzw. oben gebogen werden, damit man das Glas entnehmen kann. Wider Erwarten funktioniert das, ohne dass eine der Klammern bricht oder sich komplett verformt. In einem Forum hatte ich einmal gelesen, dass das gerne passiert, aber heute scheine ich Glück zu haben. Die Dichtungen der Streuscheiben sind allerdings nicht mehr zu retten. Ok, das ist tatsächlich das kleinste Übel bei den Scheinwerfern und im Grunde war auch damit zu rechnen. Also kratze ich die Rest aus der Nut und bestelle bei Motorform einen Satz neuer Dichtungen. Das Blinkerglas ist nicht geklemmt sondern von innen mit drei Schrauben verschraubt. Die Gewinde sind dabei im Glas eingelassen, auf dem Rahmen befindet sich entsprechend die Mutter. Wenn die Muttern gelöst sind, lässt sich das Blinkerglas mit etwas Kraft nach außen herausdrücken. Leider ist eine Mutter so fest mit der Schraube verbunden, dass der Steg auf dem Blinkerglas abbricht. Aus zwei Gründen breche ich nicht in Tränen aus: erstens, ich möchte ohnehin weiße Blinkergläser verbauen, zweitens habe ich einen bombensicheren 2K Kleber, mit dem ich den Steg wieder ankleben kann. Also, halb so wild. Von der Dichtung bin ich dafür positiv überrascht, denn abgesehen von Dreck macht die einen frischen Eindruck. Ich kann weder spröde Stellen noch Risse erkennen. Die kann ich also weiter verwenden, was mir einiges an Geld spart. Wo ich allerdings investieren muss (allerdings deutlich weniger) sind die Schrauben für die Scheinwerfereinstellung. Die sind verrostet, hinüber und nicht mehr zu gebrauchen. Neben den Schrauben selber gehören noch ein paar Gummilager für die Hebel der Scheinwerferverstellung, Metallplättchen mit Gewinde, die in diese Lager gesteckt werden und eine Feder mit passender Hülse, die die Schraube in Position am Rahmen halten zu dem Reparaturset. Die alten Schrauben entferne ich also komplett, genauso wie die Gummilager und entsorge das Zeug umgehend. Um die Spiegel entfernen zu können muss noch die Elektrik abgenommen werden. In den Spiegeln selber sind die Fassungen der Birnen mit einem Metallbügel (Scheinwerfer) bzw. mit Schrauben (Blinker) gesichert. Sind diese gelöst muss nur noch die Kunststoffbrücke mit den Anschluss-Pins abgeschraubt werden. Danach können Elektrik und anschließend der Spiegel des Scheinwerfers abgenommen werden. Beim Blinker ist noch etwas Geduldsarbeit notwendig. Der Spiegel hat ein großes Loch, das über einen Metallrand des Rahmens geschoben wird. Und dieser Rand wurde quasi über den Spiegel „geschlagen“, um ihn so zu halten. Sicher gibt es einen Fachausdruck für diese Form der Befestigung. Ich hoffe, man kann auch so verstehen, was gemeint ist... Jedenfalls muss dieser umgeschlagene Rand nun wieder vorsichtig in seine ursprüngliche Form zurückgebracht werden, damit sich der Spiegel abnehmen lässt. Entgegen meiner eigentlichen Natur stelle ich mich nicht sonderlich tollpatschig und es bleibt alles ganz. Wer hätte das gedacht? Ich nicht...  Wie beim Nebelscheinwerfer sind auch hier die Spiegel noch in Ordnung und auch die Gläser müssen nicht aufpoliert werden. Eine einfache Wäsche reicht völlig aus. Der Rahmen ist im Prinzip auch ok, aber ich übertreibe es ja manchmal ganz gerne... Und so beschließe ich, auch den in einem hübschen astralsilber zu lackieren. Damit ist er silberner als im originalen Zustand, denn der ist unbehandelt. Aber wie schon an anderer Stelle angemerkt bin ich ja der Meinung, dass mein 107er nicht unbedingt nur original sein muss sondern mir gefallen soll.

 

Die Rücklichter sind am unkompliziertesten in dem Trio. Das rückseitige Kunststoffgehäuse ist mit zwei Rädelschrauben fixiert und lässt sich somit sogar werkzeuglos abnehmen. Glas und Spiegel sind lediglich mit sechs Muttern verschraubt, somit ist auch das einfach und schnell zu erledigen. Und auch wenn ich mich wiederhole: was Dichtungen, Gläser und Spiegel angeht sieht es hier genauso aus wie bei den anderen Lampen. Alles braucht eine Reinigung aber muss nicht ersetzt oder aufwendig instand gesetzt werden. Beim Rahmen verhält es sich ebenfalls wie beim Scheinwerfer. Wenn ich eh schonmal silbernen Lack vorbereite, nehme ich diesen Rahmen direkt mit. Und den Kunststoffdeckel der Rückseite lackiere ich ebenfalls, da er jede Menge Kratzer und Dreck hat, die sich beide nicht entfernen lassen. Beim Farbton entscheide ich mich für ein erfrischendes steingrau, das dem Originalfarbton meiner Meinung nach am nächsten kommt.

 

Der Zusammenbau ist wenig spektakulär und somit will ich hier auch keine weiteren Worte mehr dazu verlieren. Meine Kontingent an Worten ist für heute ohnehin erschöpft, also lasse ich die Bilder sprechen. Ich finde, das Ergebnis ist gut geworden. Bei den weißen Blinkern bin ich selber gespannt, wie sie am fertigen Fahrzeug aussehen werden. Ich habe das Gefühl, das könnte ziemlich hübsch werden...

 

 

Dauer der Arbeiten: 6 Stunden

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    markus1971 (Dienstag, 08 September 2020 12:34)

    Hallo Thomas,

    ich bewundere ja deine Lackierkünste, und dass du so zielstrebig einen Part nach dem anderen abarbeitest, ich habe mich mal wieder an die Seitenwand begeben nach ca. 4 oder 5 wöchiger Pause und nehme mir mal an dir ein Beispiel und gebe auch mal 6 h Vollgas :-)
    Wenn alles gut läuft, würde ich am Ende der Woche das Seitenteil endlich einschweissen, es ist angepasst und werde nun die Auflagefächen am Fensterrahmen und einige Nebenstellen porentief entrosten und die Grundierung der Zwischenräume der zu setzenden Schweisspunkte mit Zinkstaubfarbe ode 2K EP Grundierung vorantreiben.
    Ende der Woche soll der Tausch der leeren der Sauerstoff- und Acytelenflaschen erfolgen und das noch zu bestellende Hartlot eintreffen...Ich werde mal per whats app ein paar Bilder versenden wenn das smartphone wieder aus der Reparatur zurückgekommen ist...
    Übrigens war der letzte Stammtisch in Köln wieder einmal klasse, bin nach der Coronapause zum ersten Mal dort gewesen. Ein 107er Fahrer war auch dort, Christoph mit dem 904er blauen 300SL aus dem 107er Forum bekannt, sehr netter Typ, war sehr kurzweilig, schau mal zu, dass du es auch mal schaffst dort hin zu kommen!

    Viele Grüße Markus

    P.S.: weisse Blinkergläser hatte ich gar nicht auf dem Schirm, das könnte in der Tat super aussehen ;-)