Die Achs' im Walde

Schluß jetzt mit dem Kleinkram, jetzt geht's endlich ran an die großen Teile. Diese euphorische Kampfansage ist auch ein wenig aus der Not geboren, denn an der Hinterachse komme ich bei den Antriebswellen einfach nicht weiter. Ich weiß inzwischen von Verbündeten der Sternzeit107, dass ich im Grunde alles richtig gemacht habe, um die Welle im eingebauten Zustand herauszubekommen. Nach der Demontage der Bremssättel usw. sollten sich die Wellen nach Innen durchdrücken lassen. Entweder mit einem speziellen Werkzeug oder -falls das nicht zur Hand ist- vorsichtig mit Hammer und Holzkeil. Letzteres habe ich gemacht und das funktioniert auch grundsätzlich sehr gut, aber irgendwann stößt die Welle im Inneren des Differentials an seine natürliche Grenze. Und das war 1-2 mm zu früh, denn so bekomme ich sie nicht aus dem Flansch herausgedreht, -gehebelt, -gezogen oder -geschrien. Ich habe es eine gute halbe Stunde versucht, aber dann schlußendlich Option B gezogen, nämlich die Achse in Gänze abzunehmen. Muss eh alles runter, also warum nicht gleich. Als kleine Sicherheitsmaßnahme ziehe ich noch einen Spanngurt durch das Wageninnere und unter der Bühne hindurch, um das Fahrzeug gegen ein Kippen nach vorne zu sichern. Dadurch, dass nun schon der Tank  und -so Gott will- nachher auch die Achse fehlt wird der Wagen schließlich immer kopflastiger. Keine Ahnung, ob es wirklich nötig ist, aber sicher ist sicher.

 

Schritt 1: Lösen der Kardanwelle an der Hardyscheibe. Die Welle und das Differential sind von beiden Seiten mit jeweils 3 Schrauben gesichert. Theoretisch sollte es genügen, wenn man sich für die 3 Schrauben irgendeiner von beiden Seiten entscheidet. Ich bin heute nicht sehr entscheidungsfreudig und nehme also alle 6 raus.

 

Aber bevor das passiert, steht noch ein Zwischenschritt an, nämlich den mittleren Teil der Auspuffanlage abzunehmen. Wir erinnern uns, der ist felsenfest mit den Hosenrohren zusammenkorridiert. Bei den Hosenrohren wiederum sind die Schrauben der Schellen, die sie mit den Krümmern verbinden, rundgedreht, so dass sich diese Verbindung auch nicht ordnungsgemäß trennen lässt. Es folgt, was folgen muss: der erste Einsatz der Flex am SLC. Etwas mulmig ist mir dabei schon, denn das hat so etwas endgültiges. Andererseits habe ich jetzt auch endgültig die Schnauze voll, insofern passt es ja vielleicht besser als ich wahrhaben will. Zwei saubere Schnitte zwischen Mittelschalldämpfer und Hosenrohren später muss ich feststellen, dass die Flexscheibe nicht groß genug ist, um komplett durch zu gehen. Aaarrrggghhh... Ich versuche es mit der großen Flex, dem Biest. Aber auch damit komme ich nicht durch, ohne andere Teile (Bremsleitungen, Hitzebleche) zu beschädigen. Bleibt nichts anderes übrig als die letzten Millimeter ganz old school mit der Metallsäge, bzw. einem Blatt dafür, durch zu sägen. In der Position schweißtreibend, aber eben auch etwas, was man einfach mal gemacht haben muss.

 

Jetzt kann der Auspuff ab und es ist nach unten hin genug Platz für die Kardanwelle. Nach dem Lösen der Hardyscheibe lege ich die Welle provisorisch auf einem Arbeitsbock ab. Unterhalb des Mittelschalldämpfers liegt jetzt auch die Umlenkung und Verstellung der Fußfeststellbremse frei. Sie besteht im Wesentlichen aus einem Hebel, der über eine Feder nach hinten gezogen wird. Am vorderen Ende kommt der Seilzug aus dem Wageninneren an und wird auf die zwei Seilzüge zu den beiden Hinterradbremsen verteilt. Genau diese beiden Züge lassen sich hier prima aushängen, indem ich einfach das mit Gummi ummantelte Ende nach oben herausdrücke. Das andere Ende der Züge hängt noch in den Trommeln der Feststellbremsen. Ich drücke den Bolzen heraus, der die Lasche am Zug sichert und kann anschließend den Zug nach innen herausziehen.

 

Jetzt ist der Drehstab dran, bzw. gleich ab. An zwei Stellen ist er mit Gummis auf Bügeln gelagert, die mit jeweils zwei Schrauben mit dem Unterboden verschraubt sind. Die Schrauben lassen sich trotz Rost problemlos lösen, anschließend kann man den Drehstab mit einem leichten Ruck nach unten herausziehen. Am Flansch ist der Drehstab über zwei Koppelstangen verbunden. Die Kugelgelenke und Gummimanschetten sind dermaßen ausgelutscht, dass ich weder Abzieher noch sonst irgendein Werkzeug brauche. Sie lassen sich einfach so heraushebeln. 

 

Jetzt sind noch das Differential und der Achsträger fest. Der Achsträger ist nicht direkt mit dem Rahmen verschraubt, dazwischen befindet sich noch ein kleines dreieckiges Verbindungsblech. Am hinteren Ende des Blechs ist der Achsträger angeschraubt, am vorderen Ende die Karosserie (bzw. umgekehrt). Das Problem: die Schraube zur Karosserie hin ist derzeit unerreichbar, weil sich die Gummipads der Hebebühne darunter befindet (da das die stabilste Stelle im Heck ist somit als Wagenheberaufnahme empfohlen wird). Ok, der ursprüngliche Plan scheint also nicht zu funktionieren, also versuche ich zu improvisieren und löse lediglich die Schraube der Achsträger, die übrigens die bislang beeindruckendsten Schrauben des Fahrzeugs sind. Um es vorweg zu nehmen: die Improvisation hat nicht funktioniert, wie sich später herausstellt. Zu dem Zeitpunkt hätte ich mir das zwar denken können, wusste es aber noch nicht, also der Reihe nach. Ich stütze die Achsflansche und das Differential fachmännisch und standesgemäß auf Holz und einer leeren Kiste Bitburger ab und löse die vier Schrauben der Differentialaufhängung. Damit ist die Achse nun frei und sollte -so der Plan- auf dem Holz-Bitburger-Gestell liegen bleiben, wenn ich die Bühne wieder hochfahre. Im Prinzip tut sie das auch, aufgrund meiner Improvisationseinlage wird die Achse vorne aber durch die noch vorhandenen Verbindungsbleche mit nach oben gedrückt. So geht's also nicht. Kommando zurück, Bühne wieder runter und Differential wieder provisorisch anschrauben. Kurzfassung der nächsten 15min: Bühne hoch, Auto aufbocken, Bühne runter, Gummipads an eine andere Stelle schieben, Bühne hoch, Böcke weg, Bühne runter, Achse wieder auf Holz-Bitburger abstützen. Jetzt schraube ich also doch die Verbindungsbleche ab und lege sie schonmal zur Seite. Dann erneut das Differential lösen und die Aktion wiederholen. Bühne vorsichtig anheben und... TADDA! Da liegt das imposante Teil nun vor mir. An der Stelle wird mir übrigens klar, dass die Vorsichtsmaßnahme mit dem Spanngurt durchaus Sinn gemacht hat, denn der Wagen liegt nun hinten alles andere als fest auf. Ich schnappe mir also sogar noch einen zweiten Spanngurt...

 

Die Achse in Summe ist übrigens nicht nur imposant sondern auch deutlich zu groß und schwer, um sie an der Hebebühne vorbei nach draußen zu bringen, wo ich sie viel bequemer auseinander nehmen könnte. Die folgenden Arbeiten muss ich also halb unter dem Wagen in geduckter Haltung erledigen. Zumindest jetzt ist es mal von Vorteil, wenn man erdnah gebaut ist. Differential und Achsträger sind von oben durch zwei Sechskantschrauben verbunden. Die gehen schwer aber am Ende doch ab und damit ist das Differential dann völlig losgelöst und lässt sich inkl. Antriebswellen ganz einfach wegtragen. Damit ist die Arbeit, die den Ausschlag für das heutige Projekt gegeben hat, erledigt. Da der Rest der Achse aber immer noch zu schwer und unhandlich ist, will ich die beiden Schräglenker natürlich auch abnehmen. Sind letzten Endes auch nur zwei Schrauben je Lenker. Allerdings muss ich sagen, dass die mich echt zum Schwitzen gebracht haben. Einen Schlagschrauber habe ich leider nicht, somit müssen die in Handarbeit gelöst werden (übrigens, falls meine Freundin das hier lesen sollte: dieser Schlagschrauber hier wäre ein nettes Geschenk, falls Dir mal die Ideen ausgehen sollten...). Mit der Ratsche habe ich keine Chance, also

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