Tanker voraus!

Als ich vor gut 3 Monaten im Netz gelesen habe, dass man die Tankklappe nur abbekommt, wenn man vorher den kompletten Tank entfernt, war zunächst der Unglaube und dann der Frust groß. Wer baut denn sowas? Bis heute habe ich mich vor der Arbeit gedrückt, aber irgendwann kann man es einfach nicht mehr aussitzen.

 

Warum ausgerechnet jetzt der Sinneswandel? Tja, in den nächsten Tagen soll die Hinterachse raus und dafür möchte ich einfach etwas mehr Platz schaffen. Unbedingt notwendig ist das nicht, aber ich denke, es wird die Arbeit erleichtern, denn das Benzinpumpenpaket ist relativ groß und direkt oberhalb der Achse auf der rechten Seite angebracht. Und früher oder später muss das Teil eh raus. Also dann doch am besten jetzt sofort!

 

Sinnvollerweise lasse ich als erstes mal den Sprit ab. Bei der letzten Fahrt habe ich versucht, den Tank so weit es geht leer zu fahren und die Anzeige hat mir gesagt, dass ich das auch ganz gut geschafft habe. Somit sollte das Ablassen kein Problem sein. Das Benzinpumpenpaket, bestehend aus Pumpe, Filter und Kraftstoffspeicher, befindet sich wie gesagt auf der rechten Seite und sind von einigen dickeren und dünneren Schläuchen umgeben. Pumpe und Filter sind übereinander angebracht (Pumpe unten, Filter oben), beide sind durch einen relativ dicken Schlauch verbunden, an dem außerdem noch der Dämpferbehälter hängt. Keine Sorge, das muss man nicht unbedingt wissen, lernt man auch nicht in der Schule. Ich habe selber in der Explosionsskizze nachgesehen, was was ist. Oben am Kraftstoffspeicher jedenfalls führt ein weiterer dicker Schlauch in den Tank. Genau der muss gelöst werden. Also, Schlitzschraube der Schlauchschelle losdrehen, Schlauchschelle nach oben schieben und Schlauch vorsichtig abziehen. Und zack, Pullover bis zum Anschlag nass. Was soll ich sagen? Es war damit zu rechnen, aber es kam dann doch etwas mehr und schneller, als ich erwartet hatte. Im ersten Moment bringt der perfekt in der Flucht platzierte 10l Eimer überhaupt nichts, denn es spritzt so ziemlich überall hin, nur nicht in den Eimer. Ich schnappe mir den Eimer und halte ihn direkt unter den Schlauch, jetzt kann ich es erstmal laufen lassen. Mein Plan war eigentlich, den Benzinschlauch mit einem alten Ablaufschlauch der Waschmaschine zu verlängern, damit ich das Benzin kontrolliert und direkt in einen bereitgestellten Kanister laufen lassen kann. Allerdings ist der Wasserschlauch eine kleine Nummer zu klein. Also lasse ich den Eimer voll laufen und stecke den Schlauch dann mit der freien Hand wieder auf seinen Anschluss. Pause. Puh, ich bin schon etwas beduselt. Jetzt bin ich der Kraftstoffspeicher! Ich schnappe mir Eimer, Kanister und Trichter und gehe erstmal raus an die frische Luft. Ich mag ja eigentlich den Geruch von Benzin, aber das war jetzt vielleicht doch etwas viel des Guten. Ich fülle den Eimer in den 20l Kanister und wiederhole den Vorgang noch einmal. Ziemlich genau 20l waren also noch im Tank. Ich stelle den Eimer noch einmal unter den Schlauch und lasse ihn über Nacht austropfen. Morgen geht's weiter.

 

Zeitsprung, nächster Tag. Der Tank ist bis auf den letzten Tropfen leer (hoffentlich), jetzt können er und das Pumpenpaket aus- bzw. abgebaut werden. Als erstes entferne ich den Spritzwasserschutz aus Kunststoff, der das Pumpenpaket schützt. Durch die Löcher kann ich von unten die Verlängerung der Ratsche durchschieben und die drei 10er Schrauben lösen. Jetzt kann  ich von außen auch die beiden Kabel an der Pumpe entfernen. Nur noch ein Kabel hat einen einigermaßen überzeugenden Gummischutz, das andere bietet freie Sicht auf den Anschluss. Gut, dann geht's halt schneller, die Schraube zu lösen. Auf der anderen Seite befindet sich noch eine Kraftstoffleitung, die zum Filter führt und die ebenfalls gelöst werden muss. Jetzt fehlt nur noch eine Leitung, die in den Kraftstoffspeicher führt. Diese Leitung ist bei mir extrem fest und ich merke, dass sich die Halterung des Speichers anfängt zu verbiegen. Da der Schlauch ohnehin mitleiderweckend aussieht, schneide ich ihn durch und werde ihn erneuern. Damit ist das Paket nun soweit befreit, dass es abgeschraubt werden kann. Viermal darf ich mit Ratsche und Verlängerung schrauben, bevor mir dann doch nochmal ein Kölsch-Glas feinstes Super Plus über den (neuen) Pullover fließt. Klar, in der Pumpe war natürlich auch noch ein Rest drin. War ja klar...  Die dicke Kraftststoffzuleitung, die vom Tank in den Kraftstoffspeicher führt(e), muss nun auch noch auf der Tankseite gelöst werden. Hier ist es eine 19er Verschraubung, die sich aber Gott sei Dank problemlos entfernen lässt. Weiter auf der Fahrerseite befinden sich noch zwei kleinere Schläuche für Rücklauf und Tankentlüftung. Auch die müssen noch entfernt werden, danach ist die Arbeit unter dem Auto erstmal erledigt.

 

Weiter geht es im Kofferraum. Der Tank ist durch ein Blech vom Kofferraum getrennt und selbstverständlich möchte ich diese Trennung nach über 40 Jahren beenden. Sieben Stahlschrauben später feiern die beiden ein überraschend unemotionales Wiedersehen. Tja, wenn hier nicht gefeiert wird, kann ich auch direkt weitermachen. Unter der Ablage für den Verbandkasten befindet sich der Tankgeber. Das Kabel daran ziehe ich ab. Dann gehts wieder hinter's Auto. Der Tank wird an beiden Seiten von je zwei Schrauben gehalten. Mit Ratsche und Verlängerung lassen sich die leicht entfernen und damit ist der Tank prinzipiell frei. Jetzt muss er lediglich noch aus seiner Position herausmanövriert werden. Nach einem leichten Ruck bewegt er sich auf mich. Jetzt gilt es, den Tank zum einen leicht anzuheben bzw. leicht zu kippen, damit er untenrum nirgendwo hängen bleibt. Störender als das ist der starre Einfüllstutzen, der auf der Beifahrerseite nach außen führt und deshalb nach links aus der Öffnung herausgezogen werden muss. Ebenfalls ein Ruck und auch das ist passiert und ich kann ihn aus dem Kofferraum herausheben. Der kommt jetzt erstmal auf den Speicher, denn der Keller ist inzwischen voll :-(

 

So, und jetzt der große Moment. Fanfaren ertönen und ein Chor stimmt ein "Gloria in excelsis Deo" an. Ich nehme, völlig ohne Kraftanstrengung und eigentlich absolut unspektakulär die Tankklappe ab. 

 

Darauf einen Eifel-Champagner. Prost!

 

 

Dauer der Arbeiten: 2 Stunden

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Frank (Dienstag, 25 Februar 2020 13:27)

    Bild vom neuen Pullover wäre gut gewesen. �