Was'n Brett

Man (=diverse Foren) hat mich ja gewarnt. "Das Armaturenbrett ist ein gutes Stück Arbeit", haben sie gesagt. "Der Ausbau alleine kostet in der Werkstatt 600 EUR", haben sie gesagt. "Nimm Dir mal ein Wochenende Zeit", haben sie gesagt.  Am Ende meines letzten Urlaubstages kann ich sagen: es ist wirklich viel Arbeit, aber es dauert kein ganzes Wochenende. Wenn ich aber eine Werkstatt wäre, würde ich auch 600 EUR dafür nehmen, denn es ist eine ätzende Fummelei für die man ruhig mal extra Schmerzensgeld berechnen kann.

 

Die Mittelarmlehne hatte ich ja gestern schon ausgebaut, so konnte ich heute morgen direkt ans Werk gehen. Auf youtube hatte ich mir beim Frühstückchen nochmal ein recht gutes Video über den Ausbau angesehen. Sah eigentlich easy aus. Als erstes betet man am besten 2-3 Ave Maria, denn man muss sehr beherzt an allen vorhandenen Schaltern (Licht, Feststellbremse, Heizung) reißen, um diese zu entnehmen. Beim Licht kommt unterhalb des Schalters eine Mutter zum Vorschein, die ebenfalls gelöst werden muss. Bei der Entriegelung der Feststellbremse ist es ein kleiner Seegering.

 

Als nächstes habe ich die Frontlautsprecher ausgebaut. Hierfür die beiden kleinen Schrauben auf der Unterseite der Blenden herausschrauben, danach lässt sich die Blende mit einem Ruck nach unten abziehen. Danach die vier Schrauben der Lautsprecher lösen und diesen inkl. der Halterung für die Blende entnehmen. 

 

Da, wo bis eben noch der Lautsprecher war, passt jetzt wunderbar meine filigrane Hand hindurch, um von hinten gegen das Kombi-Instrument zu drücken. Warum eigentlich Kombi-Instrument, ist doch ein Coupé?! Ok, flacher Witz, ich streiche den in der nächsten Version wieder... Jedenfalls lässt sich das Kombi-Instrument genau solange ganz leicht nach vorne schieben bis die angeschlossenen Kabel und Wellen maximal gedehnt sind. Dann ist Schluß, und das ist leider vor dem Punkt, an dem man bequem durch den nun entstandenen Schlitz oberhalb der Instrumente hindurchfassen könnte. Es bleibt also eng und wer nicht Alien-ähnliche Langfinger hat, kommt an Werkzeug in Form von Zangen und Schraubenziehern kaum herum. Mir jedenfalls halfen sie dabei, als erstes die Tachowelle zu lösen (das brachte schonmal wertvolle 4,5mm) und anschließend die diversen festsitzenden Stecker zu lockern. Da die Stecker unterschiedliche Formen haben, muss man sich nicht unbedingt merken, wer wohin gehört. Sicherheitshalber habe ich aber trotzdem ein paar Bilder vor dem Abstecken gemacht und die Kabel der Lämpchen für Blinker etc. beschriftet. Wäre ja ärgerlich, wenn bei jedem Abbiegen die Bremskontrollleuchte angeht. Nachdem die Kabel alle ab sind, lässt sich der gesamte Klotz problemlos herausnehmen.

 

Und danach folgt das Handschuhfach (im Film würde jetzt markerschütternder Donner im Hintergrund ertönen). Ich weiß nicht, vielleicht habe ich mich auch einfach nur doof angestellt, aber das hat keinen Spaß gemacht. Deshalb will ich eigentlich auch gar nicht drüber schreiben und mache es kurz. Die Klappe abnehmen. Dafür die gut sichtbaren Schrauben auf der Innenseite entnehmen (ich glaube 6 Stück), dann die beiden an den Außenseiten und schließlich die Fangbänder lösen. Dann müssen noch die beiden Schrauben an den Scharnieren gelöst werden. Das sind so fiese Muttern, die man nur mit Spezialwerkzeug lösen kann. Bei mir war das Spezialwerkzeug die kleinste gekröpfte Seegeringzange, die ich finden konnte. Ist natürlich ständig abgerutscht, deshalb hat's auch eine gefühlte Ewigkeit gedauert. Aber immerhin, danach lässt sich die Klappe nach vorne abziehen. Danach muss der Innenteil des Handschuhfachs herausgenommen werden. Zunächst einmal die vier Plastikstopfen heraushebeln, danach den Stecker für die Beleuchtung abnehmen. Hierfür muss man die obere Seite des Innenteils etwas nach unten drücken, dann kann man eine Metallsicherung auf dem Plastikstecker erkennen, die da weg muss. Zange, Schraubenzieher, alles ist erlaubt. Ist die Sicherung weg, kann der Stecker nach unten abgezogen und vom Kabel gelöst werden. Danach ist das Innenteil frei und darf zu seinen Kameraden in den Karton wandern.

 

Zum wieder-runter-kommen folgt das Abnehmen der beiden Teile unterhalb des Armaturenbretts. Insgesamt nur vier Schrauben, einmal wackeln, fertig. Warum kann nicht alles so einfach sein?

 

Aber dann kommt der Endgegner: das Armaturenbrett. Es ist an verhältnismäßig wenigen Stellen verschraubt. Eine innen links (so ungefähr über dem linken Gebläse), eine auf der entgegengestzten Seite und eine in der Mitte. Alle lassen sich durch die geschaffenen Öffnungen (ehemaliges Handschuhfach, Kombi-Instrument, Radio etc.) gut erkennen und erreichen. Unterhalb des Armaturenbretts war bei mir nur eine Schraube, aber ich denke, da hat schonmal jemand gebastelt und sie anschließend vergessen. Etwas ungläubig wackel ich am Armaturenbrett und erkenne: yo, das könnte tatsächlich schon alles gewesen sein. Als ziehe ich mal vorsichtig und komme ungefähr gar nicht vom Fleck. Mmmmh.... Also wieder ein prüfender Blick in die diversen Öffnungen und ich meine zu erkennen, dass diese Sache mit den Luftkanälen hinderlich sein dürfte. Also abziehen. Aber leichter gesagt als getan. Ganz außen handelt es sich um Schläuche, ähnlich wie man sie vom Trockner kennt. Selbst die gehen nicht einfach ab, aber nach einiger Reißerei geben sie noch vor mir auf. In der Mitte hat man Gummirohre verbaut, die wiederum sehr leicht abgehen. Für die Scheibenbelüftung allerdings hat man auf ovale und somit sehr stabile Kunststofftunnel gesetzt und die bewegen sich par tout keinen Millimeter. Ich sehe, dass sie aus zwei ineinander gesteckten Teilen bestehen, einer gehört zum Armaturenbrett, einer zum Auto. Ich gebe auf und kombiniere, dass sich die Teile lösen müssten, sobald sich das Armaturenbrett in Gänze nach oben bewegt (was es bisher ja nicht tut). Es tut das nicht, weil ein findiger Ingenieur noch drei Laien-Fallen eingebaut hat. Die drei Hebel für die Lüftungsverstellung hindern das Armaturenbrett noch an der Flucht, da sie via Drahtzug (außen) bzw. Gestänge (mitte) mit der Lüftung verbunden sind. Das Gestänge lässt sich im Innern an einem Kugelgelenk ausklinken. Die Drahtzüge sind insofern schwieriger zu entfernen, weil man einfach nichts sieht. Ich fuchtele durch die Öffnungen mit langgestrecktem Arm und Zange und Schraubenzieher und versuche krampfhaft, zuerst den Drahtzug von seinem festen Sitz auf einem Metallstift zu schieben und anschließend -als wäre es nicht schon nervig genug gewesen- noch die Klammer ca. 3cm dahinter herauszuhebeln. Leute, ich sage ich, da sind einige Worte gefallen, die ich hier nicht wiederholen kann. Aber alle Züge sind ab und ich habe keine Ahnung, wie ich das jemals rückgängig machen soll. Wird sicher ein Riesenspaß. Der Lohn für die Mühen ist, dass sich das Armaturenbrett jetzt tatsächlich bewegen lässt. Man braucht echt viel Kraft, denn es klemmt an allen Seiten. Das Teil ist so dermaßen eng eingepasst, dass ich den Einbau definitiv bei ausgebauter Windschutzscheibe durchführen werde. Das ist (laut Foren) nicht zwingend erforderlich, aber sicherlich deutlich einfacher und vor allem senkt es das Risiko, dass durch den hohen Druck irgendwas bricht. 

 

Ich schaue auf die Uhr, 12 Uhr Mittag, knapp 3 Stunden hat mich das jetzt gekostet. Ich mache eine Pause, in der ich zum lokalen Stahlhandel fahre. Ich brauche noch ein stabiles U-Profil für die Hebebühne, um Flip auch von unten bearbeiten zu können. Ich habe leider keinen Platz für eine Säulenhebebühne und mir stattdessen eine Scherenhebebühne gekauft (von Weber übrigens, solides Teil und Preis-/Leistungsmäßig echt völlig in Ordnung). Das Problem dabei ist, dass die beiden Auffahrrampen zu weit auseinander sind, um den Wagen wie empfohlen vorne unter den Längsträgern anzuheben. Hinten sind die Aufnahmepunkte weiter auseinander, aber vorne halt nicht. Deshalb lege ich mir ein U-Profil zwischen die beiden Rampen, darauf kommen dann die Gummipads und dann sollte das funktionieren. Gesagt, getan, klappt wunderbar. Werde die Profile in den nächsten Tagen noch verschrauben, damit auch nichts verrutschen kann.

 

Jetzt, wo der Wagen schon so schön oben ist, versuche ich mich an der Baustelle von Anfang der Woche und versuche, den Motor der Scheinwerferreinigungsanlage (SRA) abzunehmen. Die drei Schrauben sind schnell herausgeschraubt, ich bin fast verwundert, dass hier Vater Rost keinen größeren Kampf mit mir wollte. Trotzdem scheitere ich heute erneut, denn ich bekomme das Kabel nicht ab. Der Motor ist dermaßen verdreckt und mit verschiedenen Schutzschichten überzogen, dass man überhaupt nicht erkennen kann, wo Dreck aufhört und Gehäuse anfängt. Mit dem Schraubenzieher kratze ich relativ vorsichtig, aber trotzdem brechen mehrere kunststoffähnliche Teile ab. Hinterher habe ich zwei Hinweise im Sternzeitforum bekommen, die mir hoffentlich morgen weiterhelfen. Ich werde das ausprobieren und berichten, wenn es erfolgreich war.

 

Um wenigstens mit einem positiven Erlebnis in den Feierabend zu gehen, schraube ich noch den Unterdruckspeicher ab. Der befindet sich direkt oberhalb des SRA-Motors also auch im rechten Kotflügel. Vier Schräubchen, Schlauch abziehen, fertig. So ist fein.

 

Ich räume noch alle ausgebauten Teile in Kartons, Tütchen und Polsterfolie verpackt in den Keller. Der ist jetzt schon bis unter die Decke voll mit ausgebauten Teilen und Ersatzteilen, die ich im Laufe der letzten 1,5 Jahre schon nach und nach angeschafft habe. Sieht fast aus wie im Lager einer Werkstatt. Ich mag's :-)

 

 

Dauer der Arbeiten: 5 Stunden

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