Ausbau und Inspektion der Sitze

Noch bevor es mit der Restauration richtig los geht und der SLC seinen neuen Stammplatz in der Werkstatt bezieht, kümmere ich mich um die Sitze. Genauer gesagt um Beifahrersitz und Rücksitzbank, denn den Fahrersitz brauche ich ja noch für die vorerst letzt kurze Fahrt. Aber zumindest die anderen sollen vorab schon raus, weil ich in der Einfahrt etwas mehr Platz an den Seiten habe, und den kann man bei der Aktion gebrauchen, wenn man nicht überall anecken will. Der Ausbau der Sitze ist schnell erledigt. Beim Beifahrersitz sind es insgesamt sechs Schrauben, dann einmal kräftig wackeln, vorsichtig den Unterdruckschlauch abziehen und schon man kann Sitz inkl. Gleitschienen herausnehmen. Die Rücksitzbank geht sogar noch einfacher, da sie teilweise nur einhängt ist. Da ich die Sitze bei einer vorherigen Aktion schon einmal herausgenommen habe, funktioniert das schon fast routiniert. Vermutlich wird das die einzige Arbeit sein, von der ich das behaupten kann ;-)

 

Nachdem die Sitze draußen sind, wuchte ich sie in den Keller, wo sie trocken, sauber lagern und ich hoffentlich Platz finde, um sie in den nächsten Monaten grundlegend zu restaurieren. Für einen Laien ist es schon erstaunlich zu sehen, aus wievielen Einzelteilen alleine so eine einfache Sache wie ein Sitz besteht. Nicht, dass mich das er- oder abschreckt, eher ist es die Faszination, wie gut durchdacht alleine ein scheinbar triviales Bauteil ist.

 

Aber wo Licht ist, ist auch Schatten. Das bedeutet nämlich auch, dass selbst an einem scheinbar trivialen Bauteil viel kaputt gehen kann. Gleitschienen für die horizontale Verstellung, Reibscheiben für die Verstellung der Rückenlehne, Sitzverriegelung, Federn, Sitzpolster, Rückenlehne, Bezüge... Meine Exemplare sind definitiv abgerockt und brauchen im Prinzip alles neu. Also ab in die Werkstatt und erstmal den Sitz in seine Einzelteile zerlegen!

 

Die Kopfstützen machen den Anfang, einfach rausziehen und zur Seite legen. Die Chromabdeckungen an den Seiten fallen schon von alleine ab, da muss ich also gar nichts mehr machen. Ein typisches Problem übrigens beim 107er. Auf Sternzeit-107.de gibt es eine gute Anleitung, wie sich die abgebrochenen Clips auf der Rückseite reparieren lassen. Das kommt also schonmal auf die todo Liste für den Winter. Als nächstes clipse ich die Abdeckung in der Sitzverstellung auf und schraube diese ab, danach die Sitzlängenverstellung. Soweit alles selbsterklärend und wenig spektakulär. Auf der Rückseite des Sitzes ist eine mit Leder bezogene Hartfaserplatte die unten verschraubt ist. Schrauben lösen, danach lässt sich die Pappe vorsichtig entnehmen und man hat freien Blick auf den Rücken des Sitzes, der dann als nächstes komplett abgenommen wird. Jetzt gehts an die Sitzbeschläge. Im Sternzeit-Forum habe ich schon gelesen, dass die Schrauben gesichert und sehr fest sind. Was soll ich sagen? Stimmt! Tatsächlich sind mir zwei Bits (!!) abgebrochen, beim Versuch, die Schrauben zu lösen. Zeigt sich mal wieder, dass billiges Werkzeug nichts taugt. In dem Fall waren es Mannesmann Bits. Die kommen mir nicht mehr ins Haus. Schließlich hat's aber dann mit viel Fluchen und einem großen Schraubenzieher mit Wasserpumpenzangen-Unterstützung geklappt. Als letztes werden noch die (vielen) Polsterklammern mit einer Zange aufgebogen und entnommen, damit die Bezüge abgezogen werden können. Bei der Lehne kein Problem, den Sitz muss man mit vollem Körpereinsatz zusammendrücken, um dem Bezug die Spannung zu nehmen. Dann vorsichtig überstülpen und schön aufpassen, dass man die Spannung nicht zu früh zurückgibt.

 

Jetzt, wo die Einzelteile da so schon vor mir liegen, zeigt sich nochmal deutlich, was gemacht werden muss und was vielleicht -wider Erwarten- doch nicht: Die Sitzpolster sehen tatsächlich besser aus als erwartet, was schonmal Hoffnung macht. Ich werde hier zwar nochmal die Meinung eines Polsterers einholen, aber vom ersten Eindruck würde ich sagen, dass man die weiterverwenden kann. Der Sitz war/ist mir persönlich zwar nicht hart genug, aber das liegt auch an der Schlangefederung unterhalb des Polsters. Hier kann man durch das Verbinden benachbarter Windungen durch einen dicken Gummi oder Streifen vom Fahrradschlauch den Härtegrad mit einfachen Mitteln erhöhen. Ist zumindest einen Versuch wert. Was auf jeden Fall gemacht werden muss: die Bezüge! Der Teil der Restauration, der mir tatsächlich mit die meisten Sorgen bereitet. Denn ich habe mir vorgenommen, neue Bezüge selber zu nähen. Noch nie gemacht, ehrlich gesagt nur relativ wenig Erfahrung an der Nähmaschine, klassischer Fall von Selbstüberschätzung. So what?! Wenn es nix wird, kann ich immer noch zu einem Polsterer stiefeln. Die Sitzarretierung funktioniert bei meinem Fahrzeug -natürlich- nicht. Nach allem, was ich so im Internet lese, gibt es sowie kaum jemanden, bei dem sie funktioniert. Wie auch immer, es liegt zumindest nicht an der Unterdruckdose, die den Riegel bei Fahrzeugbewegung in die entsprechende Sperrstellung schieben soll. Die Dose funktioniert nämlich einwandfrei (Gott sei Dank, die sind nämlich teuer!), also muss der Fehler irgendwoanders im Unterdrucksystem liegen. Reibbeläge für die Gelenke werden auch erneuert, die sind definitiv auch hinüber bzw. nicht mehr vorhanden. 

 

Also, die to do Liste ist lang, aber alles Arbeiten, die sich schön im Winter nach und nach erledigen lassen. Ich freu mich drauf und bin happy, dass ich endlich die ersten Handschläge getan habe!

 

Dauer der Arbeiten: 3 Stunden

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